3. Februar 2015

★ Der Gertrudenfriedhof...

ist ein wunderschöner Ort im Herzen Oldenburgs. Er liegt nur ein paar Meter vom Pferdemarkt entfernt, mitten in einer Weggabelung.
Auf dieser historischen Friedhofsanlage findet man die größte regionale Sammlung historischer Kunstdenkmäler und Skulpturen. Als ich ihn vor vielen Jahren zum ersten Mal betreten habe, war ich überrascht hier eine so schöne, grüne, parkähnliche Oase vorzufinden! Obwohl es natürlich etwas vermessen ist, fiel mir als erstes der Vergleich zum Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg ein.



Wenn man den Gertrudenfriedhof von der zum Pferdemarkt gelegenen Seite, also quasi vom Haupttor her, betritt, fällt der Blick als erstes auf die schöne, alte Gertrudenkapelle und die davor stehende, grosse, alte Linde, um die sich eine alte Sage rankt, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

- Ein Mädchen sei unschuldig zum Tode verurteilt und vor das Tor der Stadt zur Richtstätte geführt worden. Dort habe es einen am Boden liegenden Zweig ergriffen, verkehrt, mit dem oberen Ende, in die Erde gesteckt und gesagt: "So wahr dieser Zweig ausschlagen und zu einem mächtigen Baume erwachsen wird, so wahr bin ich unschuldig!" Das Mädchen wurde hingerichtet, der Zweig aber wuchs und gedieh und wurde zu dem Baum, der jetzt den Kirchhof schmückt.
Das Mädchen soll bei einer reichen Herrschaft gedient haben und dem Sohne derselben nicht zu Willen gewesen sein. Da habe der Sohn seinen Eltern einige silberne Löffel weggenommen und sie in dem Koffer des Mädchens versteckt. Als die Löffel vermisst und schließlich in dem Koffer entdeckt wurden, sei das Mädchen
des Diebstahls für schuldig befunden und zum Tode verurteilt worden.
Der Mann, der die Schuld an ihrer Hinrichtung trug, fand keine Ruhe vor seinem Gewissen und wählte den Freitod.
Auf seinen Grabstein ließ er Worte meißeln, die heute noch am Eingang des Friedhofs stehen: "O, ewich is so lanck!" -

(Quelle: u.a.: Strackerjahn: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg)

Die ursprüngliche Linde steht leider nicht mehr, die heutige Linde soll aber aus einem Ableger der alten entstanden sein.



In der wunderschönen, alten Gertrudenkapelle, deren Baubeginn um 1250 datiert ist, werden nicht nur Beisetzungsfeiern abgehalten, auch Hochzeiten und Taufen sind möglich. 
Leider konnte ich nicht in der Kapelle photographieren, da sie nur zu obigen Anlässen geöffnet ist, bzw. auch an manchen Tagen des offenen Denkmals. Die sehr schönen, zarten Deckenmalereien werden seit 1964 in mehreren Schritten restauriert, ein Blick ins Innere lohnt sich wirklich. Ein schöner, die Seele berührender Ort. 




Nun nehme ich euch mit auf einen etwas ausgiebigeren Gang über den Friedhof, der aber nicht immer nur gradlinig den Weg entlang führt. Ich hoffe ihr habt etwas Zeit mitgebracht, öhem.




Eine der schönsten Grabstätten - wie ich finde - ist die mit dem grossen, schon ziemlich verfallenen Engel...




...der vor einigen Jahren noch wunderschön mit Efeu umrankt war.



Überall erblickt man mehr oder weniger gut erhaltene Grabmal- oder Denkmalfragmente.



Was den besonderen Reiz dieses Ortes ausmacht, ist sein alter  Baumbestand mit Linden, Eichen, Blutbuchen, Birken und vielen grossen Eiben. Sie erschließen den Besuchern immer wieder fantastische Blickwinkel und bieten Rückzugsmöglichkeiten, sei es um zu trauern, Ruhe und Entspannung zu suchen oder einfach nur die Atmosphäre dieses "Parks" zu genießen.





Bei meinem vorletzten Besuch hatte es gefroren, eine schöne Gelegenheit, ein paar "andere" Photos, auf meinem Rundgang aufzunehmen, was meinen Vater, dem ich seine Geburtstagsblumen gebracht hatte, sicherlich sehr gefreut hätte! Ich bin sowieso der Meinung, dass er mich bei dieser Exkursion begleitet, mich geradezu dazu aufgefordert hat!..aber pssst!




Auf dem ganzen Gelände verteilt stehen immer wieder Bänke der unterschiedlichsten Art und laden, wenn sie nicht gerade vereist sind, zum Verweilen ein.























Ist es nicht ein wunderschöner, fast verwunschener Ort?
Vielleicht könnt ihr jetzt verstehen, dass drei Stunden Aufenthalt mit der Kamera wie im Flug vergehen, denn so ist es mir bei den letzten Besuchen ergangen. 



Obige Rosette befindet sich am Tor an der rückwärtigen Seite des Friedhofes. 
Da es am Wochenende drauf geschneit hatte, konnte ich es nicht lassen mich erneut zum Friedhof zu begeben, um die winterliche Stimmung und Stille, diese so ganz besondere Atmosphäre - die wir hier nicht so oft haben - zu genießen und natürlich wieder mal mit der Kamera einzufangen. Es gibt noch einiges zu erzählen, u.a. wer auf diesem Friedhof begraben liegt und spukt und mehr.
Ich hoffe ihr seid auch beim nächsten Rundgang wieder dabei!
Bis dahin, habt noch eine schöne, winterliche Woche, 
alles Liebe eure Mone*

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